„Gewalt gegen Frauen – eine Geschichte ohne Ende?“
Mit dieser Frage haben wir uns anlässlich der UN-Kampagne „Orange the World“ in unserer Ethik-Doppelstunde beschäftigt.
Gewalt hat viele Gesichter
Verbale, psychische, körperliche, strukturelle, digitale, soziale, sexualisierte Gewalt und Vandalismus – dieFormen der Gewalt, die wir in unserem (Schul-)Alltag beobachten können, sind sehr vielfältig. Sie sind aber nicht nur in unserem gegenwärtigen Alltag sichtbar. Wie Gewalt vor allem gegen Frauen im Laufe der Geschichte aussah und wie sie sich entwickelt hat, haben wir in unserer „Orange-the-World-Ethik-Doppelstunde“ genauer untersucht.
Blick ins Mittelalter: Hexen- und Ketzerverfolgung
Besonders spannend fanden wir den Blick ins Mittelalter. Wir haben verstanden, dass Gewalt gegen Frauen damals oft mit Vorurteilen, Angst und falschen Anschuldigungen, d.h. verbaler Gewalt begann. In manchen kirchlichen Texten – zum Beispiel bei Thomas von Aquin – wurden Frauen abwertend dargestellt. Daraus entstand im Laufe der Zeit eine Stimmung, die schließlich sogar die Verfolgung durch Inquisitoren, d.h. die strukturell legitimierte körperliche Gewalt, möglich machte.
Wir haben über die Sündenbocktheorie gesprochen und erkannt: Wenn Menschen z. B. durch Ernteeinbußen oder Epidemien verunsichert sind, suchen sie manchmal jemanden, dem sie die Schuld geben können – oft ganz ohne Beweise. Genau das ist damals auch vielen Frauen passiert, die als „Hexen“ abgestempelt wurden.
Zwei Frauen – zwei sehr unterschiedliche Schicksale
Besonders beschäftigt haben uns zwei Frauen aus dem Mittelalter:
Marguerite Porète, eine Begine, schrieb um 1290 ein mutiges religiöses Buch, das der Kirche nicht gefiel. Weil sie ihre Überzeugung, dass man sich auch ohne Hilfe der Kirche von den (eigenen) Sünden reinwaschen könne, nicht aufgab, wurde sie von der Inquisition verurteilt und schließlich verbrannt.
Mechthild von Magdeburg kritisierte um 1250 zwar ebenfalls die Kirche, wurde aber nicht hingerichtet. Wir haben darüber diskutiert, warum: Vielleicht, weil sie besser vernetzt war, d.h. mit ihrem Beichtvater Heinrich von Halle befreundet war und von ihm geschützt wurde oder weil sie vielleicht weniger direkt gegen kirchliche Autoritäten vorging.
Es war beeindruckend zu sehen, wie unterschiedlich die Folgen sein konnten, obwohl beide Frauen mutig ihre Meinung äußerten.
Was das mit uns heute zu tun hat?
Am Ende haben wir darüber gesprochen, ob wir aus der Geschichte auch im Fach Ethik etwas lernen können. Dabei haben wir viele Parallelen zur Gegenwart entdeckt: Zum Beispiel, dass Hassreden damals wie heute – besonders in den sozialen Medien – noch immer zu echter Gewalt führen können. Oder dass Menschen auch heute noch als Sündenböcke benutzt werden. Uns wurde klar: Gewalt gegen Frauen ist nicht nur ein „Frauenthema“. Es geht alle etwas an. Wenn wir eine gerechte und friedliche Gesellschaft wollen, müssen wir gemeinsam dafür einstehen. Aus der Gewalt-Geschichte ohne Ende muss ein Engagement gegen Gewalt ohne Ende werden, d.h. es ist wichtig, aufmerksam zu sein, Ungerechtigkeiten zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen – damals wie heute.
Sichtbares Zeichen setzen!
Abgeschlossen haben wir die Stunde mit einem freiwilligen Orange-the-World-Foto und haben uns sehr über die Verstärkung aus der 8. Klasse gefreut!
Ko/ Kl.7
