“Liberi di scegliere” – Aufwachsen in einer Mafia-Familie oder frei sein zu wählen

Am Dienstag, dem 26.11.2024, sind Schülerinnen des Leistungsfachs Italienisch der KS1 in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz zwei ganz besonderen Menschen begegnet:

Der italienische Jugendrichter Roberto Di Bella und der Psychologe Enrico Interdonato haben das Projekt „Liberi di scegliere“ („Frei sein zu wählen“) vorgestellt, bei dem Kinder – inzwischen auch Mütter – aus ‘ndrangheta-Familien in andere Regionen Italiens gebracht werden. In Gastfamilien oder sozialen Einrichtungen kommen sie dort mit einer ganz anderen Welt und anderen Werten in Berührung. Wenn die Jugendlichen die Volljährigkeit erreichen, können sie frei entscheiden, ob sie in ihre Familie zurückkehren oder einen anderen Weg einschlagen wollen.

Die ’ndrangheta ist die kalabrische Mafia, die weltweit agiert und zu deren Haupt-Einnahmequellen der Drogenhandel und die illegale Abfall- und Giftmüllentsorgung zählen. Die Basis und Stärke dieser Mafia sind nicht zuletzt die engen familiären Strukturen.

In Italien wird das Projekt v.a. von der Staatsanwaltschaft von Reggio Calabria, von verschiedenen nationalen Ministerien, von der Antimafia-Organisation Libera, der Caritas und der Zivilgesellschaft getragen.

Der Abend in Stuttgart wurde organisiert von der ZSL-Regionalstelle Stuttgart, dem Regierungspräsidium Stuttgart und der Fachleitung Italienisch des Seminars Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Stuttgart und der Stadtbibliothek.

Roberto Di Bellas Buch „Liberi di scegliere“ ist verfilmt worden und dieser Film wird in der Kursstufe Italienisch eingehend behandelt. Er ist spannend und sehr empfehlenswert; Interessierte finden ihn auf Netflix.

Den Richter Di Bella und den Psychologen Interdonato persönlich zu erleben, zu hören, wie sie von der gemeinsamen Arbeit erzählen, von ihren Schwierigkeiten, Vorgehensweisen und Erfolgen, war zutiefst beeindruckend und unvergesslich.

(Bettina Aumann)