Am Abend des 5. Juli 2023 besuchten die drei Kurse des Deutsch-Basisfaches unserer Schule das Junge Ensemble Stuttgart (JES). Unter der Leitung von Frau Graf, Frau Vollmer und Herrn Rieger sahen knapp fünfzig unserer Schüler*innen eine Inszenierung von "Corpus Delicti" – ein Werk der Bestseller-Autorin Juli Zeh, das gegenwärtig als Abiturlektüre im Deutschunterricht behandelt wird.

Das Werk "Corpus Delicti" präsentiert sich auf der ersten Ebene als Dystopie über einen totalitären Gesundheitsstaat. Es wirft Fragen über die Rechtfertigung staatlicher Eingriffe in das menschliche Leben auf und kann so als politischer Debattenbeitrag gelesen werden. Auf einer tieferen Ebene verhandelt der Roman den Widerstreit von Freiheit und Sicherheit, indem er eine wesentliche Frage stellt: Was macht menschliches Glück aus? Ein Leben, das vollständig von Risiken befreit ist, oder ein Leben, in dem neben der Vernunft auch das unkontrollierbare menschliche Gefühl und die Liebe handlungsleitend sein dürfen?

Die Handlung des Romans konzentriert sich auf Mia Holl (Anna-Lena Hitzfeld), die in einem System lebt, das persönliche Freiheiten im Namen der Gesundheit und Sicherheit stark einschränkt. Ihre Konfrontation mit dem System beginnt, als ihr Bruder Moritz (Sebastian Brummer) des Mordes angeklagt wird. Die anderen zentralen Figuren sind Heinrich Kramer (Johannes Nehlsen), Journalist und Chefideologe des Staates, gegen den Mia zu rebellieren beginnt, und der Verteidiger Rosentreter (Maximilian Schaible).

Inszeniert wurde das Stück von Brigitte Dethier. Die stark auf das Wesentliche reduzierte Inszenierung, die den Haupthandlungsstrang in den Fokus rückte, wurde durch Video-Einspielungen (Adrian Schmidt) ergänzt. Diese boten eine stimmungsvolle Unterstützung für unterschiedliche Zeitebenen und Raumwechsel. Das futuristisch-reduzierte Bühnenbild von Christine Bentele, Julia Scholz und Michaela Brosch unterstrich die sterilen Bedingungen der dystopischen Gesellschaft, die der Roman darstellt.

Die routinierte Inszenierung und das souveräne Spiel der Darsteller*innen halfen unseren Schüler*innen dabei, sich in den Roman besser einzudenken. Der Besuch im JES stellte somit eine wertvolle Ergänzung zum Deutschunterricht dar und wird sicherlich einen nachhaltigen Eindruck bei unseren Schüler*innen hinterlassen haben.

Text: Hr. Rieger